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Mädchenblitz auf Heimreise

Begonnen von Mädchenblitz, 19. Juni 2014, 20:41:19

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Mädchenblitz

 Vorsicht Roman, ist etwas länger geworden,sorry  ;D :

Hallo Ihr lieben Blitzler,

wollte, wenn auch verspätet, noch von der Abholung meines 69er B-Blitzes (mein erster Blitzi - bin ganz verknallt) aus dem tiefsten Thüringer Wald und unserer Fahrt nach Hause an die dänische Grenze berichten.

Mann, jüngstes Kind (2) und ich fuhren gemeinsam in diese tolle waldreiche und bergige Gegend und ich freute mich auf der Hinfahrt riesig über die bergige Landschaft. Ich würde es noch bereuen  ;D

Da wir mit Kurzzeitkennzeichen auf eigener Achse fuhren und der Blitz mehrere Jahre gestanden hatte, beschlossen wir, dass Mann und Kind nach der Abholung vor oder hinter mir herfahren würden, falls wir doch eine Panne hätten und wir deshalb auch lieber komplett über Land fahren würden, um nicht mit Kind und Panne auf irgendeiner Autobahn zu hängen.

Die Abholung lief super (sehr nette Feuwehrjungs da im Thüringer Wald) und wir konnten schnell los. Mann und ich verabredeten uns kurz an der nächsten Tanke zu halten, um nochmal alles notwendige zu checken.
Ich fuhr also die ersten 2 km meines Lebens mit Blitzi *stöhn*
Als wir dort ankamen fragte der Göttergatte völlig verständnislos, warum ich so blass sei und so sorgenvoll gucke...
Nunja, optisch ist mein Blitzi echt okay, aber die Beschreibung der Feuerwehrjungs, dass der Wagen absolut zuverlässig und sicher liefe..*räusper* musste sich wohl auf ein anderes Auto bezogen haben, so dachte ich erst.
Ich stand wohl leicht unter Schock  :o

Bremsen - ja war schon möglich....solange man beim Betätigen des Bremspedals nicht sofort eine Reaktion erwartete und die Verzögerung mit einkalkulierte, dass die Bremsen erst im untersten Viertels des Pedalweges reagierten..
Um also eine Bremswirkung zu haben musste ich mit meinem ganzen Gewicht auf das Pedal latschen.
Die Möglichkeit zwischen leicht Bremsen und Vollbremsung zu variieren war daher eher minimal und Vollbremsung war auch erstmal etwas übertrieben. Aber das wurde im späteren Verlauf der Fahrt besser - bloß wusste ich das da noch nicht....

Die Lenkung...jaaaa... die Lenkung  ::)
Also, wenn man einkalkulierte, dass die ersten Grad Drehung des Lenkrades noch nicht wirklich zu einer Veränderung der Fahrtrichtung führten und man auch dieses Spiel in beide Richtungen vor jeder Kurve, Biegung oder Kreuzung mit einrechnen musste, war es "machbar"  :-\

Auf die Frage wie er denn liefe, antwortete ich nur: "Hoffentlich haben wir keinen Fehler gemacht!"
Ich glaube mein Mann war angesäuert und verstand gar nicht, warum ich nicht vor Begeisterung strahlte.
Naja, wir fuhren dann endgültig los..ich hatte über 600 km Fahrt über Land vor mir und war froh, dass mein Kind nicht bei mir mitfahren musste *seufz*

Die ersten 25 km haben mich fürs Leben abgehärtet. *lach*
Ich musste durch den Tharandter Wald  (Tharandt, ist ne hübsche kleine Stadt mitten zwischen den Bergen, was ich wegen einiger Schweißausbrüche jedoch nur nebenbei wahrnahm). Wegen einer Baustellen-Umleitung mussten wir eine sehr steile und unendlich wirkende Serpentinenstrasse rauf und runter. Das ganze auf Straßen, die sich leider immer noch im Zustand der DDR vor 1990 befinden. Schlaglöcher, Schotter und unebenes Pflaster inklusive *stöhn* Ich weiß nicht mehr wieviele Kilometer, aber wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit.
Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, bei jedem dieser "Achtung soundsoviel Prozent Steigung oder Gefälle-Schilder".
... irgendwann habe ich mir gedacht, dass die in Afrika auch unsere ganzen schrottigen Exportkarren fahren, an denen alles mögliche fehlt und überleben und Indiana Jones & Co fahren auch immer mit klapprigen Jeeps durch den Dschungel  :P also würde ich schon irgendwie nach Hause kommen  :gröhl:

Mein größtes Problem: im Innern meines Wagens war ein unglaublicher Lärm, so dass ich keinerlei Gefühl fürs Motorengeräusch etc entwickeln konnte. Ich brauchte ein paar Kilometer um zu registrieren, dass diese Akustik nicht normal sein konnte. Die lieben Feuerwehrjungs hatten allen möglichen Krempel in den Klappen unter den Sitzen gelassen, der nun mit jedem Schlagloch rumrumpelte. Ein Lautsprecher, ein Löscherhalter, diverse Metallbügel und Schnallen schlugen zusätzlich permanent gegen Zwischenwand, B-Säule oder Rückwand. Auf dem nächstbesten Parkplatz hielt ich an und war unendlich dankbar dafür, dass mein Mann erstmal begann mir den ganzen Krempel abzuschrauben. Danach war das Auto zwar immer noch nicht leise - aber ich konnte nun zumindest den Motor hören  :D

Je länger wir fuhren, umso besser lief mein Blitzi. Nach 200-300 km hatte ich die Bremse voll im Griff und wer brauch schon eine perfekte Lenkung???
Mein Blitzi lief, ohne dass ich auch nur eine Sekunde daran zweifelte, dass er die 600km schaffen würde!
Dieses Auto fuhr, rappelnd und leicht unrund ( einer der Pötte schien seinen Dienst nicht zu tun), aber es lief.

Mein Mann, der mein Nervenkostüm noch auf die Probe stellen wollte, hatte noch einen Abstecher in eine kleine Stadt nahe Berlin eingeplant, um ein großes Ersatzteil einzuladen.
Dazu lotste er mich in eine winzige Altstadt, mit diesen Kopfsteinpflastergassen, die links und rechts so beparkt sind, dass maximal ein Fahrzeug hindurchpasst.
Damit es auch richtig Spass machte, verfuhr er sich hier und ich durchkurvte ihm folgend die engen Altstadtgassen und nahm mir vor nie wieder über die Micra-Muttis zu schimpfen, die ich sonst im Verkehr gern mal auf dem Kieker habe. Die jedenfalls wären da gut durchgekommen - vermutlich  :P Aber irgendwann war der Schrecken vorbei und ich heil wieder raus *applaus bitte*

Wir übernachteten dann irgendwann kurz über Berlin, denn die Fahrt über Land zog sich doch ziemlich dahin.
Ich freute mich am Morgen richtig auf die Weiterfahrt.
Der Rest der Fahrt verlief völlig unproblematisch und mit jedem Meter wurden Blitzi und ich bessere Kumpels.
Ich fing an diesem klapprigen Riesenauto zu vertrauen * Ja ich weiß, wir Frauen sind immer so emotional *  :P

Ca. 100 km vor zuhaus trauten wir uns dann auf die kleine niedliche Autobahn Richtung Kiel A 21.
Es war nichts los und obwohl der Göttergatte den Kopf schüttelte, gab ich ein bisschen Gas und siehe da:
Blitzi und ich schafften 110kmh (also laut der unglaublich coolen Tachoanzeige)  :D
Selbst Steigungen hinauf zog der Wagen, als wenn er nichts wiegen würde... in Gedanken hatte ich prompt nen Hänger dahinter  ;D

Als wir dann irgendwann ankamen, war es endgültig um mich geschehen :)
Ich bin hin und weg von diesem Auto!
Ich war stolz, die Fahrt ganz allein bewältigt zu haben und irgendwie stolz auf das Auto, das diese Herausforderung ohne jegliche Mucken runtergespult hatte.
Wer braucht schon ein Auto, das hip oder chic ist? Mit dem man angeben kann oder das irgendwelchen technischen Schnickschnack wie Einparkhilfen und Co hat???
Ich nicht.
Ich hab jetzt ein echtes richtiges Auto!
Hurra!!!

Jetzt wird Blitzi in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzt und ich hoffe schon nächsten Monat ist mein Blitzi mein Alltagsauto!!

Ich möchte übrigens an dieser Stelle allen hier im Forum Danke sagen, die mir im Vorfeld bei der Kaufentscheidung halfen, die meine laienhaften Fragen beantworteten, mir gaaaanz lieber Weise ein Werkstatthandbuch schickten und auch jetzt mit Rat und Tat und Teilebesorgung helfen!!! Ihr seid super!!!
Spezialdank an emef!!!! und Elefant1!!! :-*

Liebe Grüße an alle

Maren

PS: Ihr dürft mich übrigens für durchgeknallt halten, aber ich überlege immr noch ob Blitzi ein Mädchen oder ein Junge ist und wie ich Blitzi nun taufe  ;D Frauenautos kriegen doch immer Namen!!!


24vomega

Herzlichen Glückwunsch
Das 'Blitzen 'ist eine sucht
Viel Spaß und immer sprit im Tank!!!!

holidayblitz

Hallo Maren
Danke für den ausführlichen Bericht.
Der Blitz ist schon ein besonderes Auto und deshalb kann ich Dich gut verstehen. Mit meinem Blitz bin ich schon seit 1998 unterwegs und es sollen noch ein paar dazukommen.
Ihr werdet schon feststellen ob der Blitz für Euch alltagstauglich ist, aber so wie es klingt hat der Blitzvirus richtig zugeschlagen.
Viel Spaß mit dem Blitz.
Gruß Wilhelm

Alteisenfahrer

Hi Maren!

Ich hab das vor 10 Minuten gelesen und immernoch ein Grinsen im Gesicht! Du hast ein echtes schreibtalent! Weiter so! Meine erste Fahrt ging nur 30 km. Ich bin auch ins schwitzen gekommen. Der Blitz überigens auch! Sein Kühler war mit Kühlerdichtmittel, Dreck und Rost verstopft. Keine Angst der Kühler ist inzwischen überholt und von selbst dicht. Es heist ja der Blitz oder die Blitz oder gar das Blitz? Meiner ist jedenfalls sächlich und hört auf den Namen Tatütata!

Clemens

emef

Hallo Maren,
schöne Geschichte.

Viel Spaß mit dem Blitz.

Gruß

Marc

Feuerwehr60

Wunderschön geschrieben --- wirkt so lebendig und es kommen Erinnerungen auf.
Als wir vor 20 Jahren unseren "Dicken" aus dem Allgäu geholt haben, hatten wir ähnliche Erlebnisse.
Die erste Kurve, der erste Tritt auf die Bremse ----- das schafft tiefe Verbundenheit  ;D
Viel Spaß mit dem Blitz und wenn wir von der Schmiede mal ne Kurzgeschichte schreiben wollen, .......... :gröhl:

Beste Grüße
Thomas

Elefant 1

Hallo Maren
Tolle Geschichte :clapping:
Habe meinen damals nur ca 40km überführt aber mit nur einer funktionierenden Radbremse vorne rechts und einem Kabelbrand unterwegs war das auch schon ein kleines Abenteuer. :gröhl:
Viel Spas mit deinem neuen besten Freund und immer eine Hand breit Sprit im Tank.
Gruß Arnfried

Esslinger

Super Story!!!   :D
Ich hoffe es gibt bald eine Fortsetzung davon!?  ;)
Weiterhin viel Spaß mit dem Blitz und dem rostigsten Hobby der Welt!

Gruß Andreas

laudi

Hallo Maren,

Frauengeschichten sind für verheiratete Männer eigentlich nicht mehr so interessant   :gröhl:
Aber Deine Geschichte ist wirklich schön.
Irgendwann hast Du genügend Schmalz in den Knochen, dann ist das Lenken ein Kinderspiel.
Und dann darfst Du Deinen Mann auch mal ans Steuer lassen - wenn er schön brav war, natürlich nur!

Viele Grüße aus der Rhön
Peter :drinks:
Schrott? Wertstoff für Helden!

Blitz-Jogi

Hallo Maren,

ein toller Bericht   :D  So ist das. einmal "Blitzen", immer blitzen. Viel Spaß und immer gute Fahrt ;)
Jörg

Jürgen

Hallo Maren,

wie auch andere erinnert mich dein Bericht an meine eigene Überführung, ohne das ich das aber so schön hätte niederschreiben können.

Respekt aber nicht nur für den Bericht, sondern auch für den Mumm das ganze anzugehen und dafür, erfolgreich angekommen zu sein.

Der Blitz soll aber auch nicht zu kurz kommen; auch wenn der erste Eindruck sehr gewöhnungsbedürftig und rustikal ist, die Dinger sind robuster als man denkt und irgendwann hat man sie einfach ins Herz geschlossen.

Viel Spaß mit dem neuen Familienmitglied.

Schönen Gruß vom Niederrhein in den Norden
Jürgen
Warum immer alles mit Gewalt versuchen, lieber gleich einen großen Hammer nehmen.