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Blattfedern der Vorderfüße überholen (B-Blitz) - Erfahrungsbericht

Begonnen von Frank, 24. April 2016, 18:30:25

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Frank

Hallo zusammen,

hier kommt nun der versprochene Erfahrungsbericht von der Überarbeitung der Blattfedern an der Vorderachse. Aufgrund der vielen Fotos muss ich den Bericht in mehrere Beiträge aufteilen.

Vorab das Kleingedruckte und die Warnhinweise:

Ich bin Kaufmann, kein Handwerker. Ich habe auch nur haushaltsübliches Werkzeug. Deshalb muss nicht alles richtig sein, was ich gemacht habe. Also:

N i c h t    n a c h m a c h e n   ! ! !

Wer aber wissen möchte, welche Erfahrungen ich dabei gesammelt habe, darf gerne weiterlesen. Anschließend könnt Ihr ja eigene Erfahrungen, Tipps und Tricks ergänzen. Und:

N i c h t   m e c k e r n   ! ! !

Ich habe keinen Showroom-Oldtimer im Neuzustand. Mir reicht es, wenn das Auto technisch in Ordnung ist, Optik ist zweitrangig. Außerdem sind meine Budgetmittel als Familienvater begrenzt.

Jetzt geht es aber los.

Liebe Grüße
Frank

Frank

Teil 1

Vorbereitung und Demontage der Achse

Abstand der Achse rechts und links zu jeweils einem Festpunkt vorne am Rahmen messen und notieren. Warum, erzähle ich am Ende. Ich erlebte da eine Überraschung.

Zunächst habe ich den Wagen unter der VA angehoben, bis die Räder frei waren, und dann Böcke hinter der hinteren Federaufhängung untergestellt, dann Räder demontiert.

Beide (!) Stoßdämpfer unten losschrauben, ging bei mir nur nach Lockern der oberen Verschraubung!

Achsmuttern der zu bearbeitenden Seite lösen und Achse absenken, bis sie sich von der Achse löst. Achtung: Bremsschlauch nicht abreißen. Ich musste das Sicherungsblech rausziehen, um noch die letzten Millimeter zu gewinnen. Wenn mal nachgefertigte Schläuche montiert wurden, kann offenbar die Länge abweichen. Es passte aber noch.

Frank

Teil 2

Feder ausbauen


Mutter des vorderen Federbolzens abschrauben, Bolzen rausschlagen. Wenn er sich aus dem becherförmigen Blech löst, kann dieses mit einem langen dünnen Austreiber nachträglich leicht rausgeschlagen werden. Äußere Gummibuchse, innere bleibt im Federauge rausnehmen. Feder ist jetzt vorne lose.

Dargestellt habe ich die rechte Fahrzeugseite. Ich habe aber Bilder des Bolzens auf der Fahrerseite hinzugefügt. Warum? Hier gibt es eine Besonderheit: Links vorne sind härtere Gummibuchsen und eine ca. 3 mm dicke Metallscheibe zwischen den Buchsen vorgesehen. Der Grund erschließt sich mir nicht, steht aber so im Werkstatthandbuch und im Ersatzteilkatalog. Obwohl ich mein Auto mit nur rund 20.000 km übernommen habe, hat wohl schon mal jemand die Gummibuchsen getauscht (erkennt man auch an der 7stelligen Teilenummer). Leider hat man vorne links keine härteren Buchsen genommen, so dass der Bolzen innen auf die Metallscheibe drücken konnte und diese sich dann zusätzlich in das Federauge eingeschliffen hat. Seht Euch die Fotos an, mich wundert jedenfalls nicht mehr, warum die Vorderachse quietschte.

Schließlich das Federgehänge hinten demontieren, Feder hinten anheben und vorne aus dem Halter ausfädeln. Dann Federpaket herausheben. Achtung: Ist schwer, aber nichts gegen das der Hinterachse  ;D .

Frank

Teil 3

Feder instandsetzen

Schrauben und Distanzhülsen aus den U-Bügeln ausbauen.

Federpaket mit Schraubzwingen (vorher fast ganz rausdrehen, s. Bild) sichern. Herzbolzen unten (Kopf ist rund) mit Gripzange festhalten und Mutter rausdrehen. Keine Angst, die Blattfedern bewegen sich nacher nur ein paar Zentimeter auseinander, da fliegt einem nichts um die Ohren. Es schraubt sich nur leichter, wenn nicht ständig etwas nachdrückt. Das mag bei anderen Fahrzeugen anders sein, also Vorsicht.

Man sieht auf den Fotos deutlich den Rost zwischen den Blättern. Das verursacht Geräusche, und es federt auch nicht so komfortabel bzw. fast gar nicht. Bei mir rappelten sich im Innenraum bislang immer alle Schrauben von allen möglichen Verkleidungsteilen lose. Das dürfte jetzt besser werden.

Ich habe alle Blätter entrostet und mit Owatrol-Öl geschützt. Bisweilen liest man von Leuten, die Blattfedern lackieren. Das habe ich mich nicht getraut, ich denke der Lack reibt sich ab. Öl und Fett erschienen mir besser. Kann man natürlich anders sehen und machen.

Zwischen die Blätter kam eine Sprühschicht Blattfederspray. Dann alles wieder aufeinander legen, Herzbolzen rein und etwas auf das Paket drücken, bis die Schraube greift. Alternativ kann man zunächst eine längere Schraube nehmen und das Paket zusammenziehen. Dann mit Schraubzwingen sichern und den Originalbolzen nehmen. U-Bügel mit Distanzhülsen einbauen. Achtung: Letztere sollen die Federlagen zwar führen, aber nicht einseitig festklemmen, ggf. richten.

Die Außenseiten des Federpaketes habe ich zum Einbau noch nicht gefettet, kommt später. Ich denke, man könnte alternativ die Außenseiten auch lackieren.

Elefant 1

Super Frank :good:
Das kommt mir sehr bekannt vor ;D
Wie du richtig erkannt hast ist der Rost und die fehlende Schmierung das Hauptproblem.
Sollte jetzt alles bestens laufen. Wir sehen uns auf dem Treffen.
Gruß Arnfried

Frank

Teil 4

Feder einbauen

Schlau wäre es, wenn man vorher prüft, ob man die richtigen neuen Gummibuchsen besorgt hat. Ich hatte leider eine Fehllieferung. Da passte gar nichts, weder Länge noch Durchmesser. Glücklicherweise waren die Buchsen - wie anfangs beschrieben - schon mal getauscht worden. Sie waren also noch nicht so verbraucht, ich konnte sie wieder einbauen. Das ist bei der Vorderachse auch nicht so schlimm, weil man sie im Unterschied zur Hinterachse auch ohne kompletten Ausbau der Feder wechseln kann. Das Problem mit den fehlenden härteren Buchsen vorne links bleibt natürlich. Das wäre aber auch bei den nachgefertigten Buchsen so gewesen, da gibt es nur eine Sorte für alles. Aufgrund der zu weichen Buchsen, habe ich die Metallscheibe zwischen den Buchsen vorne links weggelassen. Bislang ohne besondere Feststellungen.

Federpaket mit dem runden Herzbolzen-Kopf in das mittlere runde Loch an der Achsbefestigung versenken und zunächst die Hintere Federbefestigung einbauen. Aber darauf achten, dass sich die Feder vorne schon (mit aufgesteckter innerer Buchse) innerhalb der Aufhängung befindet. Kann man zwar hinterher noch mit Gewalt zurechtschieben, ist aber so einfacher.

Federbolzen mit dem "Becher" und der äußeren Gummibuchse zusammenbauen und von außen einschieben, dann verschrauben.

Federpaket mit U-Bügeln an der Achse befestigen. Achtung: Die anfangs gemessenen Abstände heranholen und vergleichen. Wenn vorher links und rechts ein paar Millimeter Differenz waren, müssen die hinterher auch wieder da sein. Die gleichen Maße wie vorher kriegt man natürlich nicht hin, da das Auto jetzt nicht auf den Rädern steht. Nur darauf achten, dass die Achse nicht schief hängt, also zum Messen evtl. gleichmäßig unterbauen. Was passiert, wenn man nicht darauf achtet, könnt Ihr am Schluss lesen.

Ggf. Federpaket insgesamt noch mit Blattfederspray, Fett, Öl, Farbe o.ä. behandeln.

Stoßdämpfer befestigen (auch oben, wenn man dort die Befestigung etwas gelockert hatte). Ggf. Sicherungsblech am Bremsschlauch wieder einstecken.

Alle Schrauben noch einmal mit dem Drehmomentschlüssel kontrollieren. Räder montieren, Unterstellböcke entfernen und Wagen wieder auf den Rädern absetzen.

Fertig! Fertig?


Frank

Teil 5

Auflösung des Problems und Schlussbemerkungen

Das war jetzt alles ungefähr so, wie im Werkstatthandbuch beschrieben. Von Achse vermessen stand da nichts. Ich fuhr freudestrahlend los und ... hätte fast das Scheunentor gerammt. Warum? Lenkrad steht ungefähr 1/3 Umdrehung schief. Wie kann das sein? Ich habe vorsichtig eine Probefahrt gemacht und siehe da, das Auto fährt mit schiefem Lenkrad astrein geradeaus. Sehr seltsam!

Ich habe dann mal die Achse rechts und links gemessen, war zufällig auf den Millimeter identisch. Wie es vorher war, hatte ich nicht gemessen. Ich könnte dazu noch interessante Geschichten aus meinen Erlebnissen mit der verstellten Vorspur nach Kauf des Fahrzeugs berichten. Aber lange Rede kurzer Sinn: Ich habe das Lenkrad versetzt. Nun fährt der Wagen geradeaus, lenkt geradeaus und das Lenkgetriebe steht richtig in Mittelstellung (was es vorher nie tat).

Was ich damit nur sagen wollte: Das Loch in der Achse für die Aufnahme des Herzbolzens sieht zwar prima passend aus, hat aber doch ein bißchen Spiel. Da offenbar wenige Millimeter Schiefstand der Achse zu einem wesentlich deutlicherem Lenkrad-Schiefstand führen können, könnte vorher messen gut sein. Damit habe ich natürlich keine Erfahrungen, vielleicht kann da mal jemand gelegentlich berichten.

So Auto federt vorne prima, quietscht aber immer noch. Also müssen die hinteren Blattfedern auch gemacht werden. Inzwischen bin ich damit auch schon fast fertig und werde dazu demnächst auch noch berichten.

Wenn mal jemand Blattfedern am Weichblitz oder A-Blitz instandsetzt, könnte man den Beitrag vielleicht noch um die Abweichungen ergänzen.

War insgesamt eine dreckige und mangels Grube/Hebebühne anstrengende Arbeit, aber technisch unproblematisch. Ich wünsche allen viel Erfolg, die die Arbeit noch vor sich haben. Es lohnt sich in jedem Fall.

Grüße aus Essen
Frank

P.S. an die Admins: Könnte man die Antwort von Arnfried so umsortieren, dass mein Bericht nicht unterbrochen wird? Danke im Voraus, ich war zu langsam beim Tippen... oder Arnfried zu schnell.  ;D

Tribal

Sehr schöner und ausführlicher Bericht von dir echt klasse.
Bei mir ist es auch bald soweit das ich die Federpackete wieder einbauen kann.